Gedenkstunde für die Opfer des einstigen KZ Börnicke

18. Mai 2021 : Vor 88 Jahren errichteten die Nationalsozialisten auf dem Gelände einer ehemaligen Zementfabrik in Börnicke, unweit der stillgelegten Bahnlinie von Nauen nach Oranienburg, ein frühes Konzentrationslager (KZ). In einer gemeinsamen Gedenkstunde erinnerte der Börnicker Ortsbeirat und die Stadt Nauen an dieses dunkle Kapitel des mittlerweile eingemeindeten Ortsteils.

Pfarrerin Birgit Wolter von der Evangelischen Kirchengemeinde Börnicke-Kienberg sagte in ihrer Gedenkrede: „Ich finde es sehr gut, dass der Ortsbeirat eine neue Gedenkkultur hier in Börnicke fördert. Damit dieser schmerzhafte Teil der Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.“

Die ersten Häftlinge – eine Gruppe von 15 Verhafteten aus Nauen – wurden am 17. Mai 1933 eingeliefert. Es handelte sich um eine Gruppe von 15 Verhafteten aus Nauen. Einige Tage später informierte der Landrat des Kreises Osthavelland, Günther Freiherr von Rheinbaben, den Regierungspräsidenten in Potsdam, Ernst Fromm, dass in Börnicke ein KZ für 50 Häftlinge eingerichtet worden sei. Am 20. Juni 1933 waren im Lager jedoch bereits 107, zwei Wochen später sogar 140 Gefangene inhaftiert. Insgesamt saßen in Börnicke bis zur Schließung des Lagers am 26. Juli 1933 etwa 500 Regimegegner ein. Zehn von ihnen sind dort gestorben. Symbolisch legte Bürgermeister Meger 500 einzelne Blumen für sie nieder.

In seiner Ansprache sagte Ortsbeiratsmitglied Robert Pritzkow (LWN) in seiner Ansprache. „Heute kann ich Ihnen verkünden, dass wir das ehrgeizige Ziel verfolgen, zum 90. Jahrestag der Eröffnung des KZ Börnicke im Jahre 2023 nicht nur den Gedenkort neu zu gestalten, sondern auch eine wissenschaftliche Publikation zum Thema KZ Börnicke zu veröffentlichen. Hier gilt mein besonderer Dank Herrn Gorholt für die Vernetzung mit den richtigen wissenschaftlichen Partnern und Herrn Meger für die Zusage, dies aus Mitteln der Stadt Nauen finanziell zu unterstützen“, so Pritzkow.

Nauens Bürgermeister Manuel Meger (LWN) und Kremmens Bürgermeister Sebastian Busse (CDU) zündeten gemeinsam Kerzen vor dem Gedenkstein an. Der Landtagsabgeordnete Johannes Funke (SPD) sagte: „Ich habe großen Respekt vor dem Engagement von Robert Pritzkow für das Börnicker KZ-Denkmal. Wir stehen am Beginn einer Epoche, in der wir ohne Zeitzeugen das Gedenken an die kaum fassbaren Gräueltaten unserer Vorfahren erinnern werden müssen. Dazu werden viele große aber auch viele kleine Initiativen, wie die in Börnicke, eine Bedeutung erlangen. Insofern macht Herr Pritzkow alles richtig und bekommt ganz zurecht die volle Unterstützung einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter.“

Martin Gorholt (SPD), der ehemalige Chef der Staatskanzlei von Brandenburg, war bis 2020 zugleich Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Havelland. Er sagte: „In Börnicke wurde 1933 eines der sechs "frühen" Konzentrationslager in Brandenburg errichtet, in denen politische Gegner gefangen, gefoltert und ermordet wurden. Die Lager sind Teil des beginnenden nationalsozialistischen Terrorregimes. Es ist beispielgebend, dass sich im Osthavelland mit Manuel Meger, Johannes Funke und Robert Pritzkow an der Spitze eine Arbeitsgruppe gefunden hat, die die Erinnerung wach halten und neu gestalten will. Die Vergangenheit zeigt, dass auch in Deutschland Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit keine Selbstverständlichkeit sind!“ „Gedenken ist schwer und traurig. Es ist nicht angenehm, und doch ist es der einzige Weg, um verantwortungsbewusst in der Gegenwart zu leben und menschlich zu bleiben“, mahnte Pfarrerin Wolter. 

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