Geschichte der Gutsbewirtschaftung auf den heutigen Dörfern
Auf dem Land gab es in der Mark Brandenburg an Siedlungsformen die so genannten Allodial-Rittergüter (Allod bedeutet volles Eigentum, also Erbgut), Lehn-Rittergüter, Domänen, Dörfer und Vorwerke. Als ein Rittergut wird wiederum ein Gutshof bezeichnet, der zu den vom Landesherr an einen in der Regel adligen Grundherrn verliehenen Besitzungen gehörte. Es gab auch Staatsdomänengüter, also staatliche Gutshöfe. Aus diesen landwirtschaftlichen Funktionsbetrieben entwickelte sich ein allgemeines Gemeinwesen, also kommunale Strukturen mit den heute bekannten Siedlungen. Es gab so genannte Insassen, halbfreie und freie Bauern, die auf einem Gut lebten und arbeiteten und Dienste für den Gutsherren verrichteten. Der Dienstanteil variierte von Zeit und Region.
Rittergut Markee
Im Lauf des Mittelalters fand sich das Dorf Markee in der Hand verschiedener Besitzer, unter ihnen die Familie von Bredow, von Ribbeck, von Rochow, von Knoblauch und von Bellin. Der Ort war in vier Gutsanteile aufgeteilt, von denen zwei noch um 1800 bestanden.
Seit 1931 wurde Markee mit den Äckern selbständige Gemeinde. 1950 folgte die Eingemeindung des bis dahin eigenständigen Markau nach Markee. Das Gut Markee zählte ca. 3500 Hektar und wurde nach 1917 von Artur Schurig als Pächter geführt. Dieser zählte zum größten Hanfproduzenten Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg.
Von der Bodenreform nach 1945 war in Markee eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 1.315 Hektar betroffen.
Der letzte Gutsbesitzer, Graf zu Lynar-Redern wurde 1946 enteignet. Das Gut verwaltete die Rote Armee als Versorgungsgut. 1947 richtete das Land Brandenburg auf dem ehemaligen Gut einen Saatzuchtbetrieb ein. 1950 wandelte man die Domänen zum VEG Aktivist um. Die Kartoffel-, Gemüse- und Milchproduktion wurde zur Versorgung für Berlin und den damaligen Bezirk Potsdam herangezogen.
1960 zählte es 247 Beschäftigte. Nach 1990 übernahm die Treuhand das Gut und verpachtete einen Teil der Ländereien an einen örtlichen Agrarbetrieb. Darauf werden heute noch 270.000 Liter Sprit für eine Firma in Berlin-Reinickendorf gebrannt.
Seit 1959 existierte ein auf dem Vorwerk Neuhof gegründetes Rehabilitationszentrum für geistig Behinderte. Dieses wurde von 1990 bis Ende 1999 durch die AWO, als deren Rechtsnachfolgerin übernommen, die das Gelände als Wohnheim für geistig behinderte Erwachsene nutzte.
Literatur und Weblinks
- Bürgerverein Markee e.V. zur Geschichte des Ritterguts, mit Bildmaterial
- Zeitungsartikel der MAZ
- Privatseite mit Bildmaterial zu Markee
- Almut Andreae: Die Herrenhäuser des Havellandes: eine Dokumentation ihrer Geschichte bis in die Gegenwart, Lukas Verlag, 2001
Autor: Norbert Freyer, 2020
Rittergut Ribbeck
In der Gemarkung Ribbeck befanden sich bis in das 18. Jh. hinein vier Gutshöfe. Der heutige Gutshofbereich ist bereits auf dem Urmesstischblatt von 1839 nachweisbar, nahm aber erst im weiteren Verlauf des 19. Jh. seine heutige Gestalt an. Eigentümerin des Gutes war die Familie Ribbeck. Zum Gut der Familie gehörten die Vorwerke Marienhof und Ribbeckshorst, der ausgedehnte Forst sowie eine Meierei und eine Ziegelei. Im Süden des Ortes finden sich die „Schnitterkasernen“, um 1900 für die Gutsarbeiter erbaute schlichte, langgestreckte Reihenwohngebäude mit Nebengelassen.
In Ribbeck, wie auch in anderen Dörfern Preußens, bildete sich zum 19. Jh. eine kommunalpolitische Doppelstruktur heraus. Der Landgemeinde Ribbeck, die bäuerlich geprägt war, stand das Rittergut Nr. 101, als eigenständiger Gutsbezirk gegenüber. Der Landgemeinde stand ein Dorfschulze vor, dem Gutsbezirk mit den hier ansässigen Landarbeiterfamilien und dem Gesinde der Gutsherr. Gutsherren konnten im 19. Jh. die Polizeigewalt für umliegende Landgemeinden haben. Erst in der Weimarer Republik, 1927, wurden die Gutsbezirke aufgelöst und den Landgemeinden zugeschlagen.
Der Gutshof war der landwirtschaftliche Kern des Gutes Ribbeck.
Literatur
Liste der Rittergüter Nauens und des Nauener Umlandes 1929
- Rittergut Berge, Domäne, 968 ha. 1929 Preußischer Staat. Pächter: Paul Speichert.
- Rittergut Bergerdamm, . A) Gut, 380 ha. 1929 Franz Hohenhövel. B) Moorgut Lindenberg, 189 ha. 1929 Theodor Wiemann.
- Gohlitz, Gut, 100 ha. 1929 Fritz Schmidt.
- Groß Behnitz, bei Nauen. Rittergut, 684 ha. 1929 Ernst und Konrad von Borsig.
- Hertefeld, Domäne, 379 ha. 1929 Preußischer Staat. Pächter: Dr. Arthur Schurig.
- Kienberg, A) Domäne, 700 ha. 1929 Preußischer Staat. Pächter: Hans Volckmann. B) Gut Ebereschenhof, 632 ha. 1929 Provinzialverband Brandenburg. C) Gut Teufelshof, 580 ha. 1929 Provinzialverband Brandenburg.
- Klein Behnitz, Vorwerk, 1186 ha. 1929 Ernst und Konrad von Borsig
- Lietzow, A) Domäne, 455 ha. 1929 Preußischer Staat. Pächter: Max Voigt. B) Gut Nr. 81, 104 ha. 1929 Rudolf Loick.
- Markau, Rittergut, 583 ha. 1929 Victoria Marie Fürstin zu Lynar Gräfin von Redern (Görlsdorf). Pächter: Dr. Arthur Schurig.
- Markee, Rittergut mit Vorwerk Neuhof. 1929 Victoria Marie Fürstin zu Lynar Gräfin von Redern (Görlsdorf). Pächter: Dr. Arthur Schurig.
- Neukammer, bei Nauen. Rittergut, 392 ha. 1929 Eberhard Stolze. Pächter: Zuckerfabrik Nauen.
- Quermaten, Vorwerk, 400 ha. 1929 Ernst und Konrad von Borsig.
- Ribbeck, Rittergut, 1643 ha. 1929 Hans von Ribbeck. Seit 1374 im Familieneigentum. 1821 wurde das Gutshaus errichtet, 1893 erfolgten Veränderungen.
- Schwanebeck, Rittergut, 707 ha., 1929 Victoria Marie Fürstin zu Lynar Gräfin von Redern (Görlsdorf). Pächter: Dr. Arthur Schurig.
- Tietzow, Gut Nr. 8, 101 ha. 1929 Erich Leutz.
- Wachow, A) Gut Nr. 58, 273 ha. 1929 Franz Kleeßen. B) Gut Nr. 5, 238 ha. 1929 Paul Scherping.