Maschinen- und Traktorstation Nauen

HO Handelsorganisation, der Konsum, also die Konsumgenossenschaft, Kulturhaus und viele weitere Begrifflichkeiten und Einrichtungen des DDR-Alltags sind inzwischen zeitgeschichtlich deutlich aus dem kollektiven Erinnerungsfokus entwachsen. Die Erinnerungen verblassen merklich, auch weil drei Jahrzehnte vergangen sind und erfolgreiche Wiederanknüpfungen lange unterbunden wurden, oder eben auf einer n(ost)algischen Gefühlswelle eher versimplifiziert gehalten wurden. Neben Pittiplatsch und einem durchschnittlichen Industriedesign, dessen sich DDR-Nostalgiker gerne rühmten (wozu auch der DDR-Kulteierbecher Huhn gehörte), gab es die Massenorganisationstypen, standardisiert und normiert, die überall in der DDR auftauchten. Ein solcher Typus, der auch in Nauen vertreten war, war der MTS-Spezialwerkstatt Nauen. Der Aufbau der Maschinen-, und Traktorstation war eng mit der Kollektivierung verknüpft. Nach der Bildung der VMAS 1949 wurden in Brandenburg bis August 1951 113 Maschinen-Ausleih-Stationen errichtet. Weitere 15 MAS waren im Aufbau. Im Juni 1958 arbeiteten in den Bezirken Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus schließlich insgesamt 119 Maschinen-Traktoren-Stationen, die 1952/53 aus den MAS hervorgegangen waren. Anfang 1953 erfolgt die Umbildung der Maschinenausleihstationen nach sowjetischem Vorbild in Maschinen-Traktoren-Stationen im gleichen Zeitraum mit der Bildung der LPG ab 1952.

Die Konzeption der MAS/MTS war ökonomisch durchaus sinnvoll, da sie in den Nachkriegsjahren mit den beschränkten Kapazitäten an technischen Produktionsmitteln durch den zentral gelenkten Einsatz einen höheren Auslastungsgrad erzielten. Problematisch war aber der mangelnde Ersatzteilnachschub als auch hoher Technikverschleiß, teils durch unsachgemäße Handhabung.

Weblink und Literatur

• Artikel in der MAZ

• Arnd Bauerkämper: Ländliche Gesellschaft in der kommunistischen Diktatur: Zwangsmodernisierung und Tradition in Brandenburg 1945-1963, Band 21 von Zeithistorische Studien, Böhlau, 2002, S.133

• Hans Immler: Agrarpolitik in der DDR, Verl. Wiss. u. Politik, 1971, S.36

Autor: Norbert Freyer, 2020