Die Zeit der zentralen Planbewirtschaftung und ihre heutigen Spuren

Die Bodenreformen hatte die ländliche Gesellschaftsstruktur komplett durcheinander geworfen. Das frei gewordene Land, insgesamt rund 35 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der SBZ, wurde "Neubauern" übergeben. Das waren Landarbeiter, Vertriebene oder Kleinbauern. Sie erhielten Land in einer Größe von 5 bis 20 Hektar zur Bewirtschaftung. Die gesamte ländliche Sozialstruktur wurde dadurch natürlich verändert.

Im Jahre 1952 beschloss die SED auf ihrer 2. Parteikonferenz in Ost-Berlin die Förderung von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, während sie vorher eher die Kleinbauern als Gegengewicht gegen die Mittel- und Großbauern unterstützt hatte. Die Gründe für diese Kehrtwende waren ökonomischer und ideologischer Natur. Die vor allem infolge der im Jahre 1945 durchgeführten Bodenreform entstandenen Höfe der Neubauern waren mit durchschnittlich fünf Hektar Land zu klein, um wirtschaftlich überleben zu können. Diese Neubauern waren auch die ersten, die sich freiwillig zu einer LPG zusammenschlossen. "Der Sozialismus erobert das Dorf!", "Unser Platz ist in der LPG" - mit diesen und anderen Aufrufen auf Plakaten wurde in den 50er und 60er-Jahren in der DDR für den Eintritt in die neuen Strukturen geworben.

Beispiel Landesgut und VEG Hertefeld

Das VE-Gut Hertefeld, im Havelländischen Luch gelegen, bewirtschaftete eine Landnutzfläche von 2.630 ha. Es gehörte mit Ribbeckshorst aber auch dem VEG Markee von 1964 bis 1973 zur Bezirksdirektion BD-VEG Berlin. Ab 1973 erfolgte die Trennung der Tier- und Pflanzenproduktion und der VEG Hertefeld gelangte zur Bezirksdirektion Potsdam.

Monokulturbewirtschaftung der Felder prägte das allgemeine Bild. Durch eine Flurbereinigung ohne jede Rücksicht auf die Natur wurden Riesenfelder geschaffen und der Einsatz von schweren Landmaschinen ermöglicht. Autarkie war erklärtes Staatsziel und wurde auch erreicht. Die Wirtschaftlichkeit der Mammutbetriebe blieb aber zurück.

Nach 1990

Nach der Einigung verloren viele LPG-Arbeiter ihren Arbeitsplatz. Rechtsunsicherheit und Umstrukturierungen stellten eine große Herausforderung für die ländliche Bevölkerung dar. Das Landwirtschaftsanpassungsgesetz, das im Juni 1990 von der im März gewählten Volkskammer der DDR beschlossen wurde, eröffnete sowohl den Weg zum bäuerlichen Familienbetrieb für diejenigen, die ihr Eigentum aus der LPG wieder selbst bestellen wollten ("Wiedereinrichter") als auch die Möglichkeit, die LPG in eine eingetragene Genossenschaft oder in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Gegenwärtige landwirtschaftliche Großbetriebe in Ostdeutschland zeugen von den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften der ehemaligen DDR.

Das VEG Hertefeld wird heute von einem holländischen Bauern bewirtschaftet, der das Gut als GbR mit rund 850 Milchkühen und acht Vollzeitkräften bewirtschaftet.

Literatur

Autor: Norbert Freyer, 2020

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