Verkehrsgeschichte in Nauen
Nauen und das Nauener Land haben eine reichhaltige Eisenbahngeschichte. Der heute verbliebene Bahnhof in Nauen ist nur der letzte Rest einer Reihe von Bahnanschlüssen, die einst auf dem Gemeindegebiet existierten, in der Zeit vor der allgemeinen Automobilisierung.
Das Bahnhofsgebäude in Nauen war ein Typenbau, der so gehäuft in verschiedenen Bahnanschlusspunkten aus Wirtschaftlichkeitserwägungen errichtet wurde. Nach seiner Zerstörung 1945 folgte keine Neuerrichtung eines Nachfolgebaus. Stattdessen erhielt der Bahnanschluss einen einfache Gleiszugang und eine getunnelte Bahnunterführung. In dieser Form blieb der Bahnhof bis heute trotz 2005 erfolgter Vorplatzneugestaltung erhalten.
Die Folgen der Wende für die Eisenbahn waren ein drastischer Rückgang des Güterverkehrs und die Schließung vieler Anschlussbahnen bzw. -gleise. Jedoch wurde die Fernbahnstrecke Berlin - Hamburg als Verkehrsprojekt "Deutsche Einheit" zur vorrangigen Ausbaumaßnahme erklärt. Seit 1993 wurden der Bahnhof Nauen vollständig umgebaut.
Nauen-Ketzin
Im Kreis Osthavelland äußerte man gegen Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts immer mehr Wünsche zur Erschließung des Hinterlandes abseits der großen Verkehrswege. In erster Linie wurde der Bau einer Tertiärbahn von Nauen nach Ketzin gewünscht. Ausschlaggebend hierfür war die Absicht der Zuckerfabrik Nauen, sich den Wasserweg Havel für größere Rübentransporte nutzbar zu machen. Dazu plante man anfangs eine schmalspurige Feldbahn. Der Kreistag Osthavelland griff diesen Plan auf und unterbreitete einen Vorschlag zum Bahnbau unter Mitbenutzung der Kreischaussee Nauen - Ketzin. Im Mai 1892 einigten sich alle Interessierten über die Gründung einer Aktiengesellschaft unter dem Namen "Osthavelländische Kreisbahnen" und Errichtung einer normalspurigen Kleinbahn von Nauen nach Ketzin zunächst für Güterverkehr und später auch für Personenverkehr. Das Grundkapital wurde auf 700 000 Mark festgesetzt.
In Folge des gerade erlassenen Gesetzes über Kleinbahnen und Privatanschlussbahnen erfolgte die notarielle Gründung der AG Osthavelländische Kreisbahnen am 17.08.1892 und am 14.03.1893 die Erteilung der Genehmigungsurkunde durch den Regierungspräsidenten in Potsdam. Nach Eintrag der AG in das Handelsregister beim Amtsgericht Nauen am 19.04.1893 wurde ein Bau- und Betriebsvertrag mit der Baufirma Lenz & Co GmbH in Stettin geschlossen.
Die Bahn wurde so einfach wie möglich, jedoch dauerhaft und erweiterungsfähig hergestellt.Die Strecke war 16,12 km lang. Ab 02.10.1893 begann ein Lokalgüterverkehr, ab 01.11.1893 der Übergangsverkehr zur Staatsbahn und am 13.12.1893 wurde der gesamte Güter- und Personenverkehr eröffnet. An Betriebsmitteln verfügte die Kleinbahn bei Betriebsaufnahme über 3 Lokomotiven, 3 Personenwagen und 35 Güterwagen. Bereits im ersten Betriebsjahr entwickelte sich der Verkehr derart, dass die vorhandenen Anlagen nicht mehr ausreichten. Umfangreiche Erweiterungen waren erforderlich. Der Anschlussbahnhof Nauen wurde vollständig umgebaut.
Nauen-Velten
Dem Kreis Osthavelland genehmigte der Regierungspräsident in Potsdam am 23.04.1903 den Bau und Betrieb einer Kreisbahn von Nauen nach Velten. Diese Bahn wurde ebenfalls von der OHKB erbaut und betrieben. Die am 30.09.1904 eröffnete Strecke hatte zunächst ihren Nauener Bahnhof nördlich der Gleise der Berlin-Hamburger Eisenbahn.
Von 1912 bis 1917 erfolgte ein umfangreicher Umbau der Anlagen der Staatsbahn in Nauen. Die Gleisanlagen der Staatsbahn wurden höher, auf einen Damm, gelegt. Hierbei kam es auch zu umfangreichen Änderungen bei den Kleinbahnen.
Durch die neuen politischen Verhältnisse ab 1945 kam es zu einer Enteignung aller als Aktiengesellschaft betriebenen Neben- und Kleinbahnen (Befehl Nr. 124 der sowjetischen Militäradministration in Deutschland vom 30.10.1945). Auch die OHKB ist entschädigungslos der neu errichteten Hauptverwaltung der Provinzialbetriebe der Mark Brandenburg unterstellt worden. Ab 01.04.1949 ging dann die Verwaltung, und ab 01.01.1950 das gesamte Eigentum durch Verordnung an die Deutsche Reichsbahn über.
Nach dem Krieg entwickelte sich langsam wieder ein regelmäßiger Zugbetrieb zwischen Nauen und Ketzin, oft aber durch Kohlemangel beeinflusst. Im Personenverkehr bestimmten anfangs meist die sogenannten Hamsterzüge das Verkehrsgeschehen. Der Güterverkehr lief nur schleppend an. Es gab noch nicht viel zu transportieren. Betriebsmittel und Einrichtungen vieler Betriebe waren beschlagnahmt oder zerstört.
In den 1960er Jahren wirkte sich die Entwicklung des Kraftverkehrs immer stärker auf die Bahn aus. Der Güterverkehr ging immer mehr zurück. Viele traditionelle Transportgüter konnten billiger mit dem Auto transportiert werden.
Am 22. Mai 1966 erfolgte die Einstellung des Personenverkehrs.
Das in Nauen verbliebene Reststück Nauen Kleinbahnhof - Nauen Berliner Chaussee bis etwa zum km 2,5 wurde Anschlussgleis. Zwischen Nauen Berliner Chaussee und Röthehof sind nach und nach fast alle Bahndämme eingeebnet worden und heute ist die ehemalige Trasse dort nur noch schwer auszumachen.