Schaffung der Sozialklasse:Genossenschaftsbauern aus ehemaligen Erbuntertanen und Unfreien

Der Wandel der dörflichen Lebenswelt in der DDR

Zwar wurde der Einfluss adeliger Großgrundbesitzer auf dem Land nach den Bauernbefreiungen in Preußen schwächer, doch dauerte es, bis sich die einfachen Bauern aus ihren Unmündigkeiten befreiten, zumindest auf dem Land. Während der Bevölkerungsexplosion gingen große Teile der überschüssigen Bevölkerung nach Berlin, wo sie in ein ganz anderes, dem Arbeitermilieu aufgingen. Die verbliebene Bevölkerung trug weiter den Sklavengeist und Lethargie in sich. Die traditionelle Einpassung in die bestehenden Besitzverhältnisse wurden dann ab 1945 fundamental umgestaltet. Es kam zu einer ersten Welle der Erleichterung für die ländliche Bevölkerung in ihrer Lebensqualität. Das Maß persönlicher Freiheit stieg, ebenso setzte ein bescheidener Wohlstand ein. Bauern hatten zum ersten Mal persönliche Erfolgs- und Wachstumserlebnisse in ihren Biografien aufzuweisen, anders, als in der Zeit der Gutsherrschaft, in der sie rechtlos waren.

Der Arbeiter- und Bauernstaat bemühte sich, die dörflichen Strukturen zu heben, mit den begrenzten Mitteln, die es gab. Es entstanden sowas wie erste Kulturgemeinschaftshäuser, auch Bauernstuben genannt, mit eher geringen Kulturstandards. Selbstbedienungsladen, eine Waschanstalt, eine Gemeinschaftsküche und viele kulturelle Veranstaltungen veränderten das Antlitz des Dorfes und machen das Leben der Bauern leichter. Aus den Konsumverkaufsstellen der Dörfer schufen sich die Bewohner modern eingerichtete Selbstbedienungsladen. Bis dahin wurden Verkäufe bedient.

Die örtlichen Infrastrukturen auf den Dörfern waren in der DDR deutlich dichter. Es gab Landkinos, Tankstellen, Einkaufsläden und viele weitere Geschäfte, häufig Landhandel, Recycle- und Verwertungsstellen, Gartenbau und dergleichen. Rein quantitativ war die Dichte an gewerblichen Angeboten also höher als heute. Demgegenüber war aber ein qualitativer Abfall gegenüber heutigen Standards zu bemerken. Das Angebotsniveau ging nicht über ein basales Grundniveau hinaus. Oftmals waren die baulichen Zustände als auch die Einrichtungen eben nicht so modern und neuwertig, wie sie häufig propagiert wurden, von der Warenausstattung ganz zu schweigen.

Literatur

  • Antonia Maria Humm: Auf dem Weg zum sozialistischen Dorf?: zum Wandel der dörflichen Lebenswelt in der DDR von 1952 bis 1969 mit vergleichenden Aspekten zur Bundesrepublik Deutschland, Band 131 von Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Vandenhoeck & Ruprecht, 1999

Autor: Norbert Freyer, 2020

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