Feuerwehr mit Gesicht – Thomas Stein, Einheit Wachow/Gohlitz

19. September 2021 : 112 – die Nummer kennt in Deutschland jedes Kind. Was nicht jeder weiß: Rund 95 Prozent der Feuerwehrleute sind in Deutschland ehrenamtlich organisiert. Dabei ist Feuer löschen längst nicht die einzige Aufgabe der Ehrenamtlichen. Auch wenn bei Stürmen Bäume entwurzelt oder Dächer abgedeckt werden, bei Starkregen und Verkehrsunfällen rücken sie zuverlässig aus. Thomas Stein, Jahrgang 1988, aus Wachow ist einer von ihnen.

Anderen Menschen zu helfen, sie nicht alleine da stehen zu lassen, wenn sie Hilfe brauchen - das ist die Motivation, die den Oberlöschmeister und Maschinist antreibt, seit 1999 den Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr in der Einheit Wachow/Gohlitz auszuüben. Den Einstieg hat er „vererbt“ bekommen: Auch Ulrich Stein ist seit 40 Jahren dabei und seit 1998 Wehrführer, und selbst der Großvater war Feuerwehrmann. Die freiwilligen Feuerwehren entstanden in der Region seit Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit, als viel mit Holz gebaut wurde, es noch keine Löschtechnik gab. Um ihr Hab und Gut vor Feuer zu schützen, griffen Männer zur Selbsthilfe, schlossen sich zusammen und nutzten einfachste Hilfsmittel. Bis heute arbeiten sie meist ehrenamtlich.

Thomas Stein ist hauptamtlich beim Technischen Hilfswerk (THW) in Brandenburg a. d. Havel tätig, genauer im Ausbildungszentrum/Lehrgangsmanagement. Hier finden derzeit die Lehrgänge für den Bundesfreiwilligendienst statt. Im Jahr 2024 starten dort fachspezifische Lehrgänge des THW. „Natürlich kommt mir mein Feuerwehr-Knowhow beim THW zugute. Beide Tätigkeiten jedoch ehrenamtlich auszuüben, sei aber schlicht nicht möglich – allein aus zeitlichen Gründen“, so Stein. Das THW macht dort weiter, wo die Feuerwehr selber Unterstützung durch schweres Gerät benötigt, wie etwa bei der Flutkatastrophe vor wenigen Wochen im Westen der Republik. 

„Die Kameradschaft in der Einheit Wachow/Gohlitz ist großartig und auch wichtig“, hebt er hervor. Diese Einheit zählt rund 25 Mitglieder, wobei jeder Gemeindeteil sein eigenes Gerätehaus besitzt. „Bei einem Alarm kommen die meisten von uns mit dem Fahrrad oder zu Fuß, weil sich die Anfahrt mit dem Auto kaum lohnt“, lacht er. „In Wachow haben wir ein Löschfahrzeug, das wir im Jahr 2019 von der Einheit Börnicke übernommen haben. Und auch ein Motorrad vom Typ MZ TS 150, das dort seit Ende der Siebzigerjahre stationiert ist, es kann und wird zur Lokalisierung von Brandherden im Wald eingesetzt“, erzählt Feuerwehrmann Stein, der selber an die 70 Einsätze gefahren hat – Fehlalarme nicht mitgerechnet. „Diese Fehlalarme sind natürlich ärgerlich, wenn zur Unzeit eine Staubwolke die sensible Kita-Brandmeldeanlage anschlagen lässt. Oder wenn man – wie geschehen - zum Verkehrsunfall herausgerufen wird und dann die Verunfallten zunächst spurlos verschwunden sind, dafür aber das Auto rücklings im Vorgarten liegt“, ärgert er sich.

„Wir fahren zusammen raus und kommen auch zusammen wieder zurück“, beschreibt Stein den Zusammenhalt in der Einheit. „Die Belastung des Einzelnen kann manchmal sehr groß sein: Er muss rund um die Uhr damit rechnen, dass der Pieper losgeht. Von dem Moment an steht er unter Strom“, erklärt Stein. „Die Mitgliedschaft in der freiwilligen Feuerwehr ist nicht mit anderen Ehrenämtern zu vergleichen. Man weiß nie, wann der Einsatz kommt und was einen erwartet - und klar, es passieren natürlich auch unschöne Dinge, wenn man alarmiert wird. Aber darüber sollte man sich bewusst sein, wenn man sich für dieses Ehrenamt entscheidet. Auch, dass ich im schlimmsten Fall nicht mehr nach Hause komme, selbst wenn ein jeder auf seinen Kameraden aufpasst, und ihn - wenn nötig - aus dem Gefahrenbereich herausholen würde“, unterstreicht er.

Mit dem Erntefest oder mit dem „Tanz in den Mai“ unterstützt die Feuerwehreinheit den Ortsbeirat. „Das sind dann die schönen Momente bei der Feuerwehr, wenn man zusammen feiert. Am 19. Mai 2021 wurde die Feuerwehr in Wachow 130 Jahre alt. Coronabedingt musste die Feier leider verschoben werden“, erzählt er. „Aber wir versuchen das im nächsten Mai oder Juni nachzuholen“, blickt er voraus.

Was Thomas Stein von seinen Einsätzen mitnimmt, ist das gute Gefühl, geholfen zu haben. „Wenn die Leute sich freuen, wenn man irgendwo hinkommt und da ist um zu helfen, dann freut man sich natürlich auch. Leider ist es oft aber so, dass ein Dankeschön nach einem Einsatz ausbleibt. Man hätte dann schon manchmal gerne erfahren, wie der eine oder der andere Einsatz schließlich geendet ist oder ob die Person das Unglück überlebt hat. Aber immerhin gab es schon Menschen, die sich nach einem Unfall persönlich bei uns bedankt haben“, berichtet Oberlöschmeister Stein.  

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