Denkmal des Monats Oktober: Die alte Brauerei in der Nauener Jüdenstraße heißt jetzt Wohnquartier „Kerkows Braugärten“

11. Oktober 2023 : Seit Dienstag (10.10.2023) gesellt sich in der Nauener Altstadt ein weiteres Baudenkmal als „Denkmal des Monats“: Die alte Brauerei in der Jüdenstraße 6 bekam nach umfangreichen Sanierungsarbeiten die begehrte Auszeichnung in Form einer Urkunde nebst Plakette von der Arbeitsgemeinschaft (AG) Städte mit historischen Stadtkernen verliehen. Die alte Brauerei in der Nauener Jüdenstraße heißt jetzt Wohnquartier „Kerkows Braugärten“.

An der Feierstunde nahm Bürgermeister Manuel Meger (LWN) gemeinsam mit vielen Vertretern des öffentlichen Lebens teil, darunter auch der Landtagsabgeordnete Johannes Funke (SPD). Redebeiträge hielten zudem Bauherr und Eigentümer Frank Wittfoth von der Firma Wittfoth Bau GmbH aus Potsdam sowie Birgit Würdemann von der AG Städte mit historischen Stadtkernen. Bürgermeistermeister Meger konnte zudem Angehörige der Brauerei-Familie Kerkow in der Feierrunde begrüßen.

„Wir stehen heute vor der alten Brauerei an einer Stelle in der Nauener Altstadt, deren städtebauliche Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht. Die alte Brauerei galt für die meisten Menschen in Nauen bis vor kurzem noch als ´weißer Fleck` auf unserem Stadtplan. Dieser ´weiße Fleck` hat sich mittlerweile zu einem Ort gemausert, den man zu Recht als jüngstes Musterbeispiel für die meisterhafte Altstadtsanierung Nauens bezeichnen darf“, so der Bürgermeister.

Die Erfolgsgeschichte der Altstadtsanierung Nauens wiederum – und damit dem Stopp des Verfalls – beginnt im Jahr 1992. Die Stadtväter hatten damals zum Glück eine Erhaltungssatzung erlassen, um den Charme der historischen Altstadt Nauens zu bewahren, die sich durch den mittelalterlichen Stadtgrundriss sowie ihre weitgehend erhaltene historische städtebauliche Struktur auszeichnet. Man wusste damals bereits, dass für ein solches Riesen-Projekt neben den nötigen Geldern vor allem viel Mut und ein ´langer Atem` nötig war, um etwas entstehen zu lassen, was die Menschen in Nauen heute als lebenswerte Umgebung schätzen.

Bereits im Oktober 1994 wurde das Sanierungsgebiet Altstadt Nauen förmlich festgelegt und gleichzeitig die Denkmalbereichssatzung erlassen. Im Rahmenplan von 2000 sind die räumlichen und strukturellen Sanierungsziele festgelegt. Durch die Förderung aus dem Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ konnte somit eine weitreichende Erneuerung des Innenstadtbereichs erreicht werden. Im Jahr 2001 ist die Stadt Nauen schließlich der Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen beigetreten und konnte somit den fachlichen Austausch zu Sanierungsthemen mit den Brandenburger Kolleginnen und Kollegen intensivieren.  Das förmliche Sanierungsverfahren wurde im Dezember 2021 durch die Aufhebung der Sanierungssatzung abgeschlossen.

Jedoch fand man Wege, um auch die letzten Lücken der Altstadtsanierung zu schließen. Die Umgestaltung und Erneuerung des öffentlichen Raums sind mittlerweile abgeschlossen. Mit rund elf Millionen Euro Fördermitteln konnten alle Straßen der Nauener Altstadt saniert werden.

„Mit dem Abschluss der Altstadtsanierung hat sich unsere Altstadt nunmehr zum ´Schmuckstück des Havellandes` gemausert. Und längst ist die Altstadt eines der beliebtesten Wohnquartiere Nauens mit jährlich steigenden Einwohnerzahlen geworden“, sagte der Bürgermeister nicht ohne Stolz, und er ging auch auf die wechselvolle Geschichte der alten Brauerei ein, denn sie gehört zu den traditionsreichen Gebäuden der Nauener Altstadt.

Vermutlich um 1766 nach dem großen Stadtbrand gebaut, wurde das Brauereigebäude von 1865 bis zum Kriegsende im Jahr 1945 von der alteingesessenen Familie Kerkow als Brauerei und Mälzerei genutzt. Die Brauerei Kerkow war einst die älteste Brauerei Nauens.

 

Von 1865 bis 1902 braute Karl Kerkow hier Biere wie das Caramelbier oder Tafelweißbier. Sein Sohn Max Kerkow führte diese Tradition ab 1902 fort. Während dieser Zeit herrschte hier reges Treiben: Karren fuhren die Gerste ein, die in der alten Scheune an der hinteren Seite des Hofes und unter dem Dach der Mälzerei eingelagert wurde. Die alte Brauerei versorgte somit ihre Ackerbürger mit dem Getränk, dass damals noch als Grundnahrungsmittel galt: Bier. Bier war in früheren Zeiten bekömmlicher als Brunnenwasser, und sogar Kindern gab man den Gerstensaft. Das erzählen auch die Nauener Heimatfreunde auf ihren historischen Stadtrundgängen ihren Gästen.

1945 musste die Brauerei schließen, da sie sich nicht mehr gegen die Konkurrenz aus Berlin, wie zum Beispiel die Brauerei Schultheiss, durchsetzen konnte. Das lange verwaiste Industriedenkmal stand seit mehr als 25 Jahren leer. Aufgrund des schlechten Zustands der Gebäude fanden sich kaum Interessenten für das Ensemble. Die Ideen mögen vorhanden gewesen sein, was man mit einem solchen Koloss anfangen könnte. 

Erst 2019 erwarb die Wittfoth Bau GmbH aus Potsdam das Grundstück und traute sich gemeinsam mit Architekt Uwe Licht an das Sanierungsprojekt heran. 2022 wurde dann mit der Sanierung unter schwierigen Bedingungen begonnen.

 

„Für die Mitgliedsstädte der Arbeitsgemeinschaft ist der sensible Umgang mit Fragen der Baukultur in den historischen Stadtkernen seit über 30 Jahren tägliche Arbeit, Freude und Herausforderung. Mit der Auszeichnung zum Denkmal des Monats zeichnen wir besonders gelungene Sanierungen aus. Dabei steht nicht nur der reine Sanierungsgedanke im Vordergrund, sondern die damit einhergehende Gestaltung und Wiederbelebung der Altstadt. Hier in Nauen ist dies mit dem Brauereigelände auf eindrucksvolle Art und Weise gelungen.“, so Birgit Würdemann von der Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft.

 

Im Rahmen der Stadtsanierung konnte der Eigentümer mit rund 320.000 Euro Fördermitteln aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ beim Erhalt der historischen Bausubstanz unterstützt werden.

Ein Nachfahre vom letzten Brauer Max Kerkow, Andreas Kerkow, übergab während der Feierstunde eine originale alte Brauereiflasche an das Historische Archiv der Stadt Nauen. Die Nauener Heimatfreunde als Sachwalter des Archivs indes nahmen diesen stadtgeschichtlichen Schatz gern entgegen.

Frank Wittfoth sagte: „Das Projekt war schon sehr schwierig, allein deshalb, weil es ein sehr komplexer Bauvorgang war, wobei auch die Corona-Lage eine Rolle gespielt hat. Auch die Archäologie-Auflage war bei diesem Projekt sehr hoch, ebenso die logistischen Herausforderungen hier mitten in der Altstadt mit ihren engen Straßen. Aber das alles war unsere Herausforderung“, resümierte er.

Bürgermeister Meger indes betonte: „Wir in Nauen brauchen solche Leute wie Herrn Wittfoth. Leute, die sich vor nichts fürchten. Als ich bei der Vorbereitung zum heutigen Tag noch einmal Fotos aus alten Dokumentationen durchsah, war ich selbst geschockt, wie es damals hier aussah. Damals dachte ich mir: Wer hier anpackt, der braucht mehr als nur die finanziellen Mittel.“

Die Stadt Nauen und ihre Menschen freuen sich, dass das Ensemble aus alten und neuen Gebäuden in der Jüdenstraße gelungen ist und zugleich ein neues Wohnquartier im Herzen der Altstadt geschaffen wurde.  Die Nauener werden auch in Zukunft durch den markanten roten Klinkenschlot des Mälzereigebäudes an die Brauereigeschichte in der Jüdenstraße 6 erinnert.

Cookie-Einstellungen

Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Dazu zählen Cookies, die für den Betrieb der Seite und für die Steuerung unserer kommerziellen Unternehmensziele notwendig sind, sowie solche, die lediglich zu anonymen Statistikzwecken, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte genutzt werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.
→ Weitere Informationen finden Sie in unserem Datenschutzhinweis.

Diese Seite verwendet Personalisierungs-Cookies. Um diese Seite betreten zu können, müssen Sie die Checkbox bei "Personalisierung" aktivieren.