Gedenkstunde in der KZ-Gedenkstätte Börnicke
Am Jahrestag der KZ-Eröffnung vor 91 Jahren wurde bei einer Gedenkstunde auch die Zukunft der Gedenkstätte beleuchtet. Erste Sanierungsmaßnahmen sind bereits im Gange. Am Freitagvormittag (17.5.) trafen sich Vertreter des öffentlichen Lebens, Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums sowie Gäste zu einer gemeinsamen Gedenkstunde.
Bürgermeister Manuel Meger (LWN) sagte in seiner Rede: „Es ist wichtig, dass wir es mit der Arbeitsgruppe, die sich mit der Geschichte des frühen Konzentrationslagers in Börnicke befasst, geschafft haben, diese Gedenkstätte zu sanieren, den Weg zu ebnen, sogar ein kleines Buch über die Geschichte herausgebracht haben und die Veranstaltung schließlich in eure Hände gegeben haben – in die Hände des Goethe-Gymnasiums und in die Hände der Kirche, damit wir weiterhin daran gedenken, was hier vor 91 Jahren geschehen ist.“
Im Redebeitrag von Julien Goese aus der Jahrgangsstufe 11 des Goethe-Gymnasiums ‚Was bedeutet uns Börnicke heute noch?‘ wurde der menschenverachtende Alltag im Lager geschildert. Sein Geschichtslehrer, Steffen Grauel-Egerland, sagte am Rande der Veranstaltung: „Nach dem letztjährigen Jubiläum haben wir das Thema im Geschichtsunterricht fest verankert. Wir hatten zwei Klassensätze des Buches von Herrn Pupke erhalten, die wir im Geschichtsunterricht nutzen und besprechen. Es wird zur festen Institution in den Geschichtskursen der Jahrgangsstufe 11 machen. Im zweiten Semester werden die Themen ‚Weimarer Republik, Machtergreifung und Nationalsozialismus‘ behandelt. Die heutige Gedenkveranstaltung ist bereits als Beitrag der Kooperation zwischen dem Goethe-Gymnasium und der Stadt verankert“, versichert Grauel-Egerland.
Das geistliche Wort sprach Superintendent Thomas Tutzschke. „Mein Dank geht an die Initiatoren, dass sie eingeladen haben zu diesem Gedenken an ein dunkles Kapitel der Geschichte Nauens. Ich danke dem Goethe-Gymnasium, dass dieses Gedenken zum Lehrplan mit dazugehört.“ In Richtung der Gäste sagte er: „Schön, dass sie gekommen sind, im inneren Gedenken nicht zu vergessen, wozu Menschen fähig sein können, dazu sensibel und wachsam zu bleiben, um Anfänge von Menschenverachtung und Feindseligkeiten wahrzunehmen und dagegen anzugehen – im Wissen, wohin so etwas führen kann“, mahnte Superintendent Tutzschke.
Robert Pritzkow (LWN) vom Ortsbeirat Börnicke und Mitglied in der Nauener Stadtverordnetenversammlung engagiert sich seit Jahren für eine Erinnerungskultur rund um das KZ Börnicke. Er sagte in seiner Rede: „Heute wissen wir viel mehr über diesen Ort des Unrechts als noch vor ein paar Jahren. Das haben wir den ehrenamtlichen Einsatz von einigen wenigen Mitstreitern in einer Arbeitsgruppe und der Broschüre von Herrn Pupkes aus dem letzten Jahr zu verdanken.“ Mittlerweile sei der Gedenkort auch wieder so hergerichtet wie wer 1975 eingeweiht wurde. „Ich möchte Sie alle daran erinnern, dass dieses Denkmal Anfang der 1990er Jahre schon abgerissen werden sollte – nur gut, dass das verhindert werden konnte und wir heute wieder einen würdigen Ort zum Erinnern haben“, so Pritzkow. Informationstafeln, die an die Opfer, an das Lager, an das Leid aber auch an die Täter von nebenan erinnern, sollen das nächste gemeinsame Ziel sein, kündigte er an. Die Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums lud Pritzkow ein, gemeinsam ein Konzept zum würdigen Erinnern an das KZ Börnicke zu erarbeiten. „Lass uns ein Stück unserer Heimatgeschichte erzählen“, appellierte er.
Die Gäste und Initiatoren gedachten schließlich mit einer Blume der Opfer des Konzentrationslagers, in dem mindestens 18 Menschen ums Leben kamen. Auch der Havelländer Landtagsabgeordnete Johannes Funke (SPD) engagiert sich seit vielen Jahren im Arbeitskreis. „Für einen Tag wie heute haben wir in der Arbeitsgruppe gearbeitet.“
Für die musikalische Untermalung sorgten die Schülerinnen des Goethe-Gymnasiums Maike Mußhoff (Gitarre) und Josephine Fleischer (Klavier). Das musikalische Programm wurde von der Lehrerin Antje Ernst vom Gymnasium zusammengestellt.
Zum Buch: Andreas Pupkes hat ein Buch über das frühe KZ Börnicke geschrieben, das als Band 35 in der Reihe „Forschungsbeiträge und Materialien der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten“ im Metropol-Verlag erschienen ist. Es trägt den Titel ‚Wie es in Börnicke zugegangen ist, weiß ja jeder Nauener‘ und ist im Handel erhältlich.