Feuerwehr mit Gesicht: In guten wie in schlechten Zeiten – und darüber hinaus
Manche Bindungen halten ein Leben lang. Das gilt für Freundschaften, Ehen oder wie in unserem heutigen Fall – für die Mitgliedschaft bei der Feuerwehr im eigenen Dorf. Aus diesem Holz sind sicherlich auch die Eheleute Julia und Björn Manthei aus Tietzow geschnitzt. Wenn die beiden gestandenen Feuerwehrleute von ihren Einsätzen und den vielen Aktivitäten im Dorfleben erzählen, dann schwingt auch immer ein wenig Stolz mit. „Bei uns war es nicht dem Zufall zu verdanken, dass wir dabei sind – schließlich sind unsere Eltern auch bei der Feuerwehr“, erzählt Oberfeuerwehrfrau Julia Manthei (34), die seit Januar 2007 aktives Mitglied bei der Feuerwehr ist.
Zehn Jahre länger - also seit Juni 1997 – ist ihr Mann, der Gruppenführer, Ortwehrführer und Brandmeister Björn Manthei (41) dabei. Genauer gesagt in der Einheit Tietzow, die zusammen mit den Einheiten Börnicke und Kienberg den Löschzug 3 der Nauener Freiwilligen Feuerwehr bildet. In Tietzow sorgen derzeit 14 aktive Feuerwehrleute – drei Frauen, elf Männer – dafür, dass sich die Tietzower sicher fühlen können.
Damit dies auch so bleibt, steht das Thema Nachwuchs ständig im Raum. Im Fall von Julia und Björn Manthei kann sich die Einheit sicher sein, dass zumindest eines der beiden Kinder die Feuerwehr-Familientradition fortsetzen werden. Dennoch: „Schön wäre es, wenn sich noch zwei bis drei weitere Kinder aus Tietzow finden würden, die die Jugendfeuerwehr in Börnicke unterstützen würden, schließlich hat die Einheit Tietzow keine eigene Jugendabteilung“, unterstreicht Julia Manthei.
„Klar, man muss sich schon darüber bewusst sein, dass ein Leben für die Feuerwehr auch mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden ist. Da kommen neben den Einsätzen auch noch kontinuierliche Ausbildungen und Prüfungen hinzu – neben dem Privatleben“, erklärt Björn Manthei. In diesem Jahr habe man wegen häufiger Brände bereits zwölf Einsätze gefahren, der Durchschnitt liege bei sieben bis zehn Einsätzen pro Jahr.
Das Bemerkenswerte an den beiden Feuerwehrleuten ist, wie locker sie die vielen Aufgaben im Alltag meistern, denn neben ihren Vollzeitstellen sind sie schließlich Eltern von zwei Kindern, wovon ein Kind noch versorgt werden muss, wenn sie beispielsweise nachts vom Pieper zum gemeinsamen Einsatz gerufen werden. „Das geht natürlich nur, wenn unsere Eltern mit an einem Strang ziehen – dafür sind wir ihnen unheimlich dankbar“, betont Julia Manthei. „Schließlich bekommt es das Kind ja auch mit, wenn wir nachts alarmiert werden und unsere Eltern dann zum Aufpassen rüberkommen.“
Die Kinder seien aber mittlerweile schon so groß, dass sie wissen, was da vor sich geht. „Und unsere Eltern sind schließlich vom Fach und bringen die nötige Portion Einfühlungsvermögen für die Kinder mit“, ergänzt Björn Manthei. Für ihn und seine Frau steht die Feuerwehr ohnehin im Mittelpunkt ihres Lebens. „Mit den Kameradinnen und Kameraden sind wir auch privat eng befreundet.“ Nicht nur in Tietzow, sondern in den allermeisten Dörfern habe die Feuerwehr einen großen Stellenwert im Dorfleben. Man sei füreinander da. „Der Rückhalt in der Dorfgemeinschaft ist genau das, was so viel Spaß macht. Bei unseren Dorffesten – dem Oster-, Herbstfeuer sowie dem Weihnachtsbaumverbrennen arbeiten alle im Dorf Hand in Hand“, schwärmt er. Hinzu komme die Kameradschaft innerhalb der Feuerwehr – man kann sich einfach aufeinander verlassen. Das gibt einem ein ganz tolles Gefühl“, sagt er.
Dabei weiß Julia Manthei aus eigener Erfahrung, dass die Einsätze eben auch hart sein können. „Wenn wir einen schlimmen Einsatz hatten, reden wir oft darüber, um das Erlebte zu verarbeiten. Andere Kameradinnen oder Kameraden tauschen sich dann in der Gemeinschaft aus, das hilft in den meisten Fällen. Und in besonders schlimmen Fällen stellt uns die Feuerwehr dann einen professionellen Seelsorger an die Seite, wenn dies gewünscht wird“, weiß sie zu schätzen.
„Mit dem Pieper erhalten die wir Feuerwehrleute bereits bei der Alarmierung den Hinweis, um welche Art von Einsatz es sich handelt, also, ob eine Gartenlaube brennt oder ob uns ein schlimmer Verkehrsunfall erwartet, bei dem Menschen zu Schaden gekommen sind. In gravierenden Fällen bliebe sie aber lieber zu Hause. „Dann versorge ich die Kameraden, die im Einsatz sind, mit Kaffee und Wasser- das kommt auch gut an“, sagt die Feuerwehrfrau, und ihr Mann Björn ergänzt: „Alles in allem überwiegen aber die schönen Momente bei der Feuerwehr bei weitem. So wie neulich beim Erntedankfest, wo wir über 500 Besucherinnen und Besucher gezählt haben“, schwärmt er. „Im kommenden Januar soll es wieder das traditionelle Weihnachtsbaumverbrennen geben, auf das sich alle freuen dürfen“, blickt Björn Manthei voraus.