Geschichte von Groß Behnitz

Der südwestlich von Nauen gelegene Ortsteil wurde erstmals 1173 urkundlich erwähnt. Nach dem wechselnden Besitz verschiedener Adeliger wurde schließlich Peter von Itzenplitz Eigentümer vom Gut Groß Behnitz. Nach einer England-Reise brachte er Kenntnisse über landwirtschaftliche Methoden und die Landschaftsgestaltung mit nach Deutschland.  Er ließ um 1800 oberhalb des Groß Behnitzer Sees ein standesgemäßes Herrenhaus im italienischen Renaissancestil erbauen. Unter Peter von Itzenplitz wurde Groß Behnitz zu einem Treffpunkt von Künstlern und Gelehrten wie Carl von Savigny und Albrecht Thaer.

1866 wurde das Gut nach Misswirtschaft und Verschuldung durch die Nachfahren Peters von Itzenplitz an den Berliner Großindustriellen und Eisenbahnkönig Albert Borsig verkauft. Dieser ließ es großzügig aus- und umbauen. Unter seiner Leitung entstand ein umfangreiches Ensemble von Ziegelbauwerken und ein landwirtschaftlicher Musterbetrieb mit modernsten Technologien, der 1923 eine Größe von 2.700 ha erreichte. Zum Gutshof zählen neben dem im spätklassizistischen Stil gestalteten Verwaltungsgebäude noch Gästehaus, Kutscherhaus, Kornspeicher, Rinderstall und die alte Schmiede. Das alte schmiedeeiserne Tor des Gutshofes zieren imposante Figuren, die vom renommierten preußischen Baumeister Carl von Gontard entworfen wurden. Ursprünglich standen diese auf dem Oranienburger Tor in Berlin. Albert Borsig ließ die beiden Sandsteintrophäen nach dem Abriss des Tores in Berlin 1867/68 nach Groß Behnitz bringen.

Ernst von Borsig jr. übernahm 1933 das Gut von seinem Vater und führte es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Er schloss sich dem Kreisauer Kreis an, der sich während des Krieges mehrmals auf dem Gut traf. Bevor die Rote Armee am 12. April 1945 Groß Behnitz und das Landgut besetzte, hatte Ernst von Borsig jr. den Schnaps aus der hauseigenen Brennerei aus Angst vor plündernd umherziehenden Soldaten in den See abgelassen. Das verziehen die Russen ihm nie. Borsig wurde interniert und starb im September 1945 im Lager an Typhus.

Hinter der Dorfkirche, auf der dem Gut gegenüberliegenden Seite, befindet sich eine ab 1866 für die Familie errichtete Grabanlage. Der Familienfriedhof wurde jüngst auch mit Geld der Familie von Borsig in Stand gesetzt. Hier ruhen Albert Borsig (1829-1878), Sohn des Gründers der Berliner Maschinenbauanstalt August Borsig (1804-1854), sowie der 1909 geadelte Ernst von Borsig (1869-1933). Architekt Eugen Schmohl, der das Ullstein-Haus in Berlin-Tempelhof sowie den Borsigturm errichtete, erweiterte den Dorffriedhof.

Soziales Engagement und die Förderung von Wissenschaft und Kunst prägen das Engagement der Borsigs in Groß Behnitz bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts. So entstand eine neue Schule, die Kirche wurde umgebaut, die Dorfanlage verändert. Borsig’sche Alleen und Straßen sind bis heute Zeugnis der damals geschaffenen Kulturlandschaft.

Im Sommer 1947 versuchten Flüchtlinge, die im Schloss beherbergt waren, unter dem Dach Schnaps zu brennen. Dabei brach ein Brand aus. Er schädigte das Schloss zwar nur geringfügig, dennoch wurde es abgerissen.

Zu DDR-Zeiten hatte die LPG "Bundschuh" auf dem Areal ihr Domizil. Im Logierhaus war ein Kindergarten untergebracht. Als die örtliche LPG 1990 das Landgut verlässt, gibt sie es der endgültigen Verwahrlosung preis. Fast ein Jahrzehnt können die Denkmalpflegebehörden, die Bürger des Dorfes und viele Engagierte nur dem Verfall der Gebäude zusehen.

Im Jahr 2000 kaufte der Berliner Unternehmer Michael Stober, einstiger Kunstfotograf und seit Jahren in der Altbausanierung tätig, das Anwesen von der Treuhand. Der Kultursommer im Havelland mit Dampfzugfahrten und Konzerten begründet seit 2004 eine neue Veranstaltungstradition.

Zu sehen ist aber noch mehr im Ort - ein verwunschener Park mit See, 250 Jahre alte Sumpfzypressen und ebenso alte Ulmen. Sowohl Albert Borsig als auch sein Enkel Ernst interessierten sich für Botanik und bereicherten die von Peter von Itzenplitz angelegte Parkanlage mit wertvollen und seltenen Bäumen und Pflanzen. Groß Behnitz gehört zu den größten, in ihrer ursprünglichen Form erhaltenen Landschaftsparks im Havelland. Der öffentliche, ca. 30 ha große, rings um den See begehbare Park, ist der letzte einer eiszeitlichen Seenkette. Seit 1966 steht er unter Denkmalschutz.

Außerdem sehenswert ist der in den 1870er Jahren erbaute Bahnhof mit klassizistischem Empfangsgebäude, Güterschuppen, Wasserturm, Streckenwärterhaus und Stellwerk. Der Bahnhof lag an der in den 1860er Jahren geplanten Eisenbahnverbindung von Hannover nach Berlin, die auf Grund einer Spende der Familie Borsig (15,5 ha Land und 10.000 Taler) über Groß Behnitz geführt wurde.

Groß Behnitz erreichte unter knapp 90 Mitstreitern den zweiten Platz beim Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft".

Groß Behnitz, Dorfgemeinschaftshaus
Groß Behnitz, Oranienburger Tor
Groß Behnitz, Dorfkirche mit Familiengruft
Groß Behnitz, Kita Sonnenschein II
Groß Behnitz, Feuerwehrgerätehaus

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