„Es fing nicht mit Auschwitz an“ - Gedenkstunde für die Opfer des einstigen KZ Börnicke
Carla Fee Kron und Maximilian Scharf vom Goethe-Gymnasium hielten - stellvertretend für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler - eine bewegende Gedenkrede. „Wir stehen heute hier in Börnicke, an einem Ort, der uns alle mahnt. Ein Ort, der still geworden ist, aber dessen Geschichte laut schreit. Wir stehen hier nicht nur auf märkischem Boden. Wir stehen auf einem Fundament von Leid, Gewalt und Unrecht - einem Ort, an dem vor über 90 Jahren Menschen gefoltert, entwürdigt und ermordet wurden. Und nein, es fing nicht mit Auschwitz an“, begann Maximilian Scharf. „Wenn wir heute an die Verbrechen der Nationalsozialisten denken, fällt vielen sofort Auschwitz ein - das Symbol für den industriellen Massenmord an Millionen. Doch Auschwitz war nicht der Anfang. Der Anfang lag viel früher, er lag hier. An Orten wie diesen, an Orten wie Börnicke“, mahnte er.
Carla Fee Kron sagte: „Heute, genau 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, nach der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus, ist unsere Demokratie nicht einfach sicher. Nicht selbstverständlich, sie ist bedroht. Von Rechtsextremisten, Populisten, von Hetze und Hass in den sozialen Netzwerken. Von Verschwörungstheorien, Antisemitismus und Rassismus. Von Gruppen, die wieder anfangen, Menschen zu sortieren in "wir" und "die anderen". Und genau deshalb stehen wir hier. Wir stehen hier, weil wir Verantwortung tragen. Auch wenn wir nicht persönlich Schuld haben - wir haben eine Aufgabe. Eine Aufgabe, die aus der Vergangenheit erwächst. Wir als Schülerinnen und Schüler des GGN, einer Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage, haben uns verpflichtet: Für ein Miteinander in Respekt, gegen Ausgrenzung, für Vielfalt, für Demokratie. Das ist kein Etikett, das ist ein Auftrag“, appellierte sie.
Während der Gedenkstunde legten Bürgermeister Manuel Meger (Die Ländliche), der Vorsitzende der Nauener Stadtverordnetenversammlung, Eckart Johlige (CDU) und Robert Pritzkow (Die Ländliche) vom Ortsbeirat Börnicke gemeinsam Blumenkränze nieder und zündeten Kerzen am Gedenkstein an.
Neben dem Landtagsabgeordneten Johannes Funke (SPD), den Stadtverordneten Michaela Drews (CDU), Robert Borchert (SPD), Thomas Große Rüschkamp (CDU) und Michael Wibersinsky (parteilos) nahmen auch Nauens Erste Beigeordnete Danila Zießnitz (CDU) und die stellvertretende Schulleiterin Anja Priewe sowie Eltern teil.
Bürgermeister Meger blickte auf die auf die junge Geschichte der Arbeitsgruppe zurück, die sich vor einigen Jahren zusammensetzte, um die Wiederherstellung des Originalzustands des Gedenksteins aus dem Jahr 1975 auf den Weg zu bringen. „Mit dem Goethe-Gymnasium hat die Stadt Nauen einen Partner gefunden, um diese Erinnerung an die Nauener Geschichte auch für die kommenden Generationen wach zu halten“, lobte das Stadtoberhaupt in Richtung der Schülerinnen und Schüler.
Die Abschlussworte fand Geschichtslehrer Steffen Graul-Egerland, der an eines der das Projektziele erinnerte. „An der Informationstafel, die den Vorbeigehenden sagen, was hier geschehen ist, arbeiten wir, und wir möchten diese Informationstafel im nächsten Jahr eröffnen“, schaute er voraus.
Für die musikalische Begleitung indes sorgten Josephine Fleischer am E-Piano sowie Mia Meyering und Aalyah Zellmer, die das deutsche Volkslied „Die Gedanken sind frei“ aus der Feder des Dichters Hoffmann von Fallersleben vortrugen.
Zur Info: Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hat sich seit langem mit der Geschichte dieses Orts in Börnicke befasst. Der Metropol-Verlag hat dazu den Band 35 veröffentlicht. Der Titel des Buches von Andreas Pupkes lautet „Wie es in Börnicke zugegangen ist, weiß ja jeder Nauener“ - Das frühe Konzentrationslager Börnicke im Osthavelland. Es kostet 22 Euro.